Ernährung bei Scheidenpilz

Welche Lebensmittel sorgen für eine gesunde Vagina?

von Julia Peppler

Drei von vier Frauen leiden laut Statistik wenigstens einmal im Leben an einer Scheidenpilz-Infektion. Viele verfolgt das juckende, brennende Gefühl im Schritt jedoch deutlich häufiger. Um den lästigen Begleiter loszuwerden, hoffen Betroffene auf eine passende Ernährung gegen Scheidenpilz. Kann das wirklich funktionieren? MINA hat nachgeforscht.

Kann man sich mit der richtigen Ernährung vor Infekten schützen?

Unser Immunsystem ist DIE menschliche Geheimwaffe gegen unerwünschte Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder Pilze. Dass eine gesunde Ernährung essenziell ist, um das Immunsystem zu unterstützen, zweifelt wohl niemand an. Es ist daher naheliegend, auch bei wiederkehrendem Scheidenpilz durch Ernährungsumstellung Positives bewirken zu wollen.

Ganz so einfach ist es mit einer Pilz-Infektion in der Vagina allerdings nicht. Dazu muss man sich etwas mit den Mikroorganismen in unserem Körper beschäftigen.

Darmpilz und Candida Diät: Wie hängt das zusammen?

Sowohl im Magen-Darm-Trakt als auch in der Scheide leben Bakterien und Pilze. Normalerweise überwiegen die erwünschten, vor Infektionen schützenden Bakterien (z.B. Milchsäurebakterien) gegenüber unerwünschten Bakterien und Pilzen. Allerdings ist dieses Gleichgewicht gerade im Intimbereich äußerst sensibel. Durch

  • Hormonschwankungen (Schwangerschaft, Pubertät, Wechseljahre)
  • Stress
  • einen akuten Infekt, wie eine Erkältung
  • bestimmte Medikamente, zum Beispiel Antibiotika
  • andere Erkrankungen, die das Immunsystem belasten
  • übertriebene Intimhygiene

kann das Scheidenmilieu durcheinander geraten. Wenn Pilze in einer solchen Situation vom Darm in die Scheide gelangen, kann das geschwächte Scheidenmilieu die Scheide nicht mehr schützen.

Die Übertragung der Darmpilze in die Scheide kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:

  • durch die falsche Wisch-Richtung nach dem Toilettengang. (Denkt dran Mädels: immer nur von vorne nach hinten!)
  • beim Geschlechtsverkehr
  • über Speichel
  • durch Sperma

Anti-Pilz-Diät: Kann man die Pilze durch die Ernährung bekämpfen?

Damit weniger Darm-Pilze in die Scheide gelangen, wäre es ideal, wenn diese sich im Darm erst gar nicht ausbreiten. Auf dieser Theorie basiert die Scheidenpilz-Diät, die in den 1980er-Jahren entwickelt wurde. Sie hat zum Ziel, die schädlichen Hefepilze schon im Darm abzutöten. Einen 100%igen Schutz bietet das aber nicht, da Candida Albicans auch über Sperma und Speichel in die Scheide kommen kann.

Trotzdem – damals dachte man: „Hefepilze benötigen zum Wachstum Zucker. Deshalb kann eine zuckerhaltige Ernährung indirekt eine der Ursachen für Scheidenpilz sein. Zucker weg, Pilz weg – verordnen wir den Betroffenen doch einfach eine zuckerfreie Diät.“ In vielen Köpfen ist dieser Zusammenhang heute noch verankert. Und hier müssen wir dringend aufräumen!

Was soll man bei Scheidenpilz nicht essen?

Der Scheidenpilz Ernährungsplan war einfach: möglichst zuckerarm, möglichst gesund. Damit war nicht nur der Verzicht auf Schoko-Osterhasen, Kekse und Limonade gemeint. Zucker steckt in jeder Menge Lebensmittel, zum Beispiel

  • Fruchtzucker (Fructose steht durch Früchte oder Fruchtsäfte auf unserem Speiseplan)
  • Weißmehl (zum Beispiel in Weißbrot oder hellen Nudeln)
  • Joghurt (wenn es sich nicht gerade um Naturjoghurt handelt)
  • Alkohol (ja, wer in Chemie aufgepasst hat, weiß, dass Alkohol und Zucker chemisch nah beieinander liegen)

Ziel war, durch die „zuckerfreie“ Ernährung die Mikroorganismen zu unterstützen, die es gut mit uns meinen, und diejenigen zu minimieren, die unerwünscht sind, wie Candida Albicans. Heute wissen wir, dass bei einer solchen Diät auch nützliche Bakterien „hungern“.

Anti-Pilz-Diät: Ist Zucker bei Scheidenpilz tabu?

Hefepilze wie Candida Albicans nutzen den Zucker in unserem Darm oder Glykogen in der Vagina, um zum Überleben. Ideal im Darm ist für sie der weiße Industriezucker, mit dem das Wachstum richtig in Schwung kommt. In der Vagina sorgt ein hoher Östrogenspiegel für viel Glykogen.

Zucker können Pilze unter anderem in Alkohol umwandeln, wodurch es zum Brennen in der Scheide kommt – neben Jucken, Rötungen oder Schwellungen eines der Symptome einer Scheidenpilz-Infektion. Das Brennen kann allerdings auch ein Entzündungszeichen sein.

By the way: Der Geruch der Vagina ändert sich bei Scheidenpilz nicht! Solltet Ihr hier eine Veränderung wahrnehmen, könnte das ein Hinweis auf eine Infektion durch Bakterien sein. Diese solltet Ihr unbedingt gynäkologisch abklären lassen.

Viele fragen sich: Candida Pilz – Was darf ich beim Pilzbefall noch essen?

Der Mythos hält sich hartnäckig: Zucker ist schlecht. Aber was ist bei Scheidenpilz die richtige Ernährung? Was ist nützlich?

Die Scheidenpilz Diät ist häufig ein Strohhalm, an den Betroffene sich klammern, um chronischen Scheidenpilz durch die Ernährung zum Beispiel auch mit ballaststoffreichen Lebensmitteln zu bekämpfen. Dazu gehören

  • Vollkorngetreide
  • Hülsenfrüchte
  • Gemüse
  • Salate

Die Idee: Durch die Ballaststoffe wird die Verdauung angeregt. Die fiesen Pilze würden dadurch schneller ausgeschieden. Der Zusammenhang ist fragwürdig, auch wenn diese gesunden Lebensmittel natürlich trotzdem gut fürs Immunsystem sind.

So lockt die Candida-Diät: Welche Lebensmittel sind erlaubt und welche verboten?

Für die Candida Diät gibt es aufwändige Ernährungspläne. Betroffene sollten sich einige Monate zuckerarm ernähren. Buttermilch, Vollkornbrot oder Zitrusfrüchte gehören zu den „erlaubten“ Lebensmitteln. Weißbrot, Süßigkeiten oder Obst mit hohem Fruchtzucker-Anteil sollen dagegen „unerwünscht“ sein.

Ayurvedische Rezepte für Anti-Pilz-Diät?

Um ihre Gesundheit auf natürliche Weise zu unterstützen, haben viele Geschmack an ayurvedischer Ernährung gefunden. Hierbei werden Lebensmittel passend zur persönlichen Konstitution ausgewählt. Hauptbestandteil dieser Küche ist frisches, saisonales Gemüse. Scheidenpilz mit ayurvedischer Ernährung zu behandeln, ist dennoch schwierig, da der Pilz ja bereits in der Vagina siedelt und dort erstmal verschwinden muss. Dazu sind andere Behandlungsschritte notwendig.

Wer sich für ayurvedische Lösungen bei Scheidenpilz interessiert, findet hier einen interessanten Austausch.

Die Candida Diät – Was nützt sie wirklich bei einer Pilzinfektion?

So wichtig wie es ist, das Immunsystem durch eine gesunde Ernährung zu unterstützen – die Scheidenpilz Diät birgt Risiken! Da die Diät einige Monate durchgehalten werden soll, kann es durch den Verzicht auf Obst zu Vitamin-Mangel kommen. Gerade bei Scheidenpilz in der Schwangerschaft ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten.

Außerdem wurde der Erfolg der Anti-Pilz-Diät nie in kontrollierten Studien nachgewiesen. Um die Intimgesundheit zu fördern, reicht eine gute, eher basische Ernährung, viel trinken und die richtige Intimhygiene.

Unter Expert*innen gibt es nach wie vor Befürworter aber zwischenzeitlich zum Glück auch viele Gegner der unnötigen Diät. Die Frauenärzte im Netz schreiben ausdrücklich: „Die vor Jahrzehnten propagierte zuckerfreie „Anti-Pilz-Diät“ hat sich als unwirksam erwiesen“. Eine fundierte Information zur Therapie von Scheidenpilz findet Ihr hier.

Scheidenpilz – was wirklich hilft

Candida Albicans hin oder her – eine Reduktion unseres Zuckerkonsums kann in der Wohlstandsgesellschaft der Gesundheit auf keinen Fall schaden. Trotzdem lässt sich eine akute Scheidenpilz-Infektion am besten mit dem Wirkstoff „Clotrimazol“ behandeln, der zum Beispiel in KadeFungin3 enthalten ist. Als Creme im äußern Intimbereich aufgetragen und als Vaginaltabletten über Nacht sorgt Clotrimazol in der Regel innerhalb von drei Tagen für Ruhe im Schritt.

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