Fasten – das sollten Frauen beachten

von Susanne Schneider
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Fasten ist in, und vor allem das Intervallfasten, auch intermittierendes Fasten genannt, ist beliebt. Es ersetzt eine lästige Diät und verspricht, dass wir effektiv abnehmen und der Körper sich von innen reinigt. Während es natürlich immer gut ist, auf die Ernährung zu achten, sollten Frauen beim Fasten ein paar Dinge beachten. Denn tatsächlich kann Fasten den Hormonhaushalt durcheinanderbringen.

Was passiert beim Fasten im Körper?

„Beim Fasten regen wir den Stoffwechsel an und können dadurch unseren Körper mal so richtig entschlacken oder entgiften“, denken viele. Das Bild eines „Rohrputzes“ entsteht, nachdem der Körper von innen wieder blitzblank glänzt. So einfach ist es jedoch nicht.

Für die Entgiftung des Körpers sind unsere Nieren oder die Leber zuständig. Sie werden nicht durch den Nahrungsverzicht angeregt, sondern durch mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit am Tag (für die Nieren) oder Wärme (Wickel für die Leber). Ob und welche Giftstoffe beim Fasten wirklich ausgeschieden werden, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

Was jedoch passiert, ist eine Anpassung des Stoffwechsels. Da weniger Kalorien mit der Nahrung aufgenommen werden, greift unser Körper auf die eigenen Energiespeicher – Glykogen, Eiweiß und Fett zurück. So bleiben die lebenswichtigen Körperfunktionen auch in Hungerphasen erhalten.

Warum tut Fasten gut?

Groß angelegte, klinische Studien zur nachhaltigen Wirkung des Fastens gibt es bisher nicht. Allerdings zeigen kleinere Studien zahlreiche positive Effekte nach einer Zeit des Fastens: Entzündungswerte oder Blutdruck sinken, zudem wurde beobachtet, dass sich chronische Schmerzen des Bewegungsapparats verbessern.

Spannend ist das „Fasten-High“: Nach einer Zeit des Unwohlseins am Anfang des Fastens, beginnt unser Gehirn, Glückshormone auszuschütten. Bei der klassischen, langen Fastenzeit bleiben diese Glückshormone länger im Blut und verbessern die Stimmung.

Wichtig beim Fasten für Frauen: immer ausreichend trinken (Wasser, ungesüßter Tee) und in der Zeit der normalen Nahrungsaufnahme auf gesunde Ernährung achten. 16 Stunden hungern und dann Burger, Pommes und Tiramisu – so geht die positive Wirkung des Fastens verloren.

Warum tut Fasten gut?

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Was ist beim Intervallfasten anders?

Intermittierendes Fasten oder Intervallfasten wird aktuell von vielen Menschen praktiziert. Hierbei wechseln die Phasen von Verzicht und Essen schneller ab. Typische Fasten-Modelle sind:

16:8 Fasten

16 Stunden fasten, 8 Stunden normal essen. Entsprechend im Verhältnis 14:10, 15:9 usw.

5:2 Fasten

5 Tage normal essen, 2 Tage sehr wenig essen (500 bis 800 Kalorien pro Tag für Frauen). Diese Methode des Intervallfastens soll besonders gut helfen, Entzündungen zu bekämpfen.

Beim Fasten passt unser Körper den Stoffwechsel an und greift auf seine Reserven zurück. Im Unterschied zum längeren Heilfasten, bei dem der Körper Körperfett und leider auch Muskelmasse abbaut, sind die Phasen des Verzichtes beim Intervall-Fasten geringer. So bleibt das Muskelgewebe besser erhalten.

Das Körperfett kann beim intermittierenden Fasten trotzdem schmelzen, da bei diesem Modell meist eine Mahlzeit entfällt und dem Körper dadurch insgesamt weniger Kalorien zugeführt werden.

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Wie gesund ist intermittierendes Fasten für Frauen?

Diese Frage ist wissenschaftlich noch nicht erforscht. Fest steht, dass zahlreiche Studien zum Fasten mit männlichen Teilnehmern durchgeführt wurden. Ein Experiment mit Ratten, die nach der Invervallfasten-Methode gefüttert wurden, zeigte, dass die weiblichen Tiere bereits nach zwei Wochen an Schlafstörungen litten und die Eierstöcke geschrumpft waren.

Inwieweit dieser Effekt auf Menschen übertragen werden kann, ist fraglich.

Wie beeinflusst Intervallfasten den weiblichen Zyklus?

Tatsächlich kann Fasten, auch intermittierendes Fasten, den Zyklus durcheinanderbringen. Hunger bedeutet Stress für den Körper. Dieser setzt dann – hormongesteuert – alles daran, seine verbliebene Energie fürs Überleben einzusetzen.

Wer trotzdem das Intervallfasten für sich ausprobieren möchte, sollte achtsam mit der Wirkung auf den Körper und den Zyklus umgehen. Frauen, die ohnehin schon Zyklusbeschwerden haben, sollten eventuell nicht in der zweiten Zyklushälfte fasten, da der Stress durch die Kalorienreduktion bereits bestehende Probleme verschlimmern könnte.

Kann die Periode durch Fasten ausbleiben?

In der Zeit des Nahrungsentzugs konzentriert sich der Körper auf die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Progesteron sind im „Überlebensmodus“ weniger relevant. Das kann den Zyklus durcheinander bringen und hat dann Auswirkungen auf die Periode.

Auch beim Intervallfasten gilt: Übermäßiger Ehrgeiz à la „jetzt habe ich 16 Stunden nichts gegessen, da schaffe ich auch 18 oder 20 Stunden“, bringt keinen Gewinn für die Gesundheit. Im Gegenteil. Im Extremfall verschiebt sich der Hormonhaushalt so stark, dass die Periode ganz ausbleibt.

Ist Fasten für Frauen eine gute Idee?

Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da hier viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. So entscheidet u.a. die Fastenmethode und die damit verbundene Kalorienzufuhr, ob ihr einen regelmäßigen Zyklus habt. Auch wenn ihr in den Wechseljahren seid oder eventuell Grunderkrankungen vorliegen hat das Einfluss darauf, wie gut euch das Fasten tut.

Auf jeden Fall sollte euch bewusst sein, dass gerade längeres Fasten Auswirkungen auf das hormonelle Gleichgewicht haben kann:

  • Symptome wie Stimmungsschwankungen, PMS, Schlafprobleme und allgemeines Unwohlsein, wie sie während des Zyklus auftreten, können verstärkt werden.
  • Der Zyklus kann durcheinandergeraten.
  • Die Menstruation bleibt aus.
  • Wechseljahressymptome können verstärkt werden. Deshalb wird Frauen in der Menopause oft von einer langen Fastenzeit abgeraten. Wer es dennoch ausprobieren möchte, sollte sich vorher ärztlich beraten lassen.

Mikroorganismen im Blick

Viele Frauen fasten, da sie sich auch einen positiven Effekt auf ihre Darmflora erhoffen. Ist die Darmflora im Gleichgewicht, trägt sie zum Funktionieren des Immunsystems bei und stärkt unser Wohlbefinden.

Wusstet ihr, dass nicht nur im Darm, sondern auch in der Vagina ein mikrobielles Gleichgewicht herrscht? In der Vagina leben andere Bakterien als im Darm. Doch auch sie sind für unsere Gesundheit wichtig, da sie für einen schützenden, sauren pH-Wert in der Vagina sorgen.

Wenn ihr eurer Scheidenflora etwas Gutes tun möchtet, müsst ihr nicht fasten. Die KadeFlora-Milchsäurekur aus der Apotheke hilft, eure Vaginalflora zu stabilisieren. Damit könnt ihr auch hier Infektionen aktiv vorbeugen.

Tipps zum Fasten für Frauen

Natürlich wollen Frauen trotz aller Hormonschwankungen von den positiven Auswirkungen des Fastens profitieren: dem Abnehmen, dem Energiegewinn, dem verbesserten Insulinabbau, der Entzündungshemmung. Beim Fasten sollten wir deshalb ein paar Dinge beachten und vor allem aufpassen, was uns unser Körper sagt.

Ein Fastentagebuch kann helfen zu erkennen, ob es einen Zusammenhang zwischen unseren Beschwerden und den Fastenzeiten gibt. Wenn ihr zweifelt, solltet ihr das Fasten lieber abbrechen und mit eurer*eurem Ärzt*in sprechen.

Was sollten Frauen beim Intervallfasten beachten?

Frauen sollten

  • eher kürzere Fastenintervalle wählen: oft wird empfohlen, nicht länger als 12 oder 13 Stunden auf Essen zu verzichten
  • bei tageweisem Fasten nicht an aufeinander folgenden Tagen fasten
  • sich an den Fastentagen nicht körperlich verausgaben, sanftes Training oder Yoga sind natürlich erlaubt
  • grundsätzlich ausreichend trinken
  • sich gesund ernähren und Vitamine, Spurenelemente, Ballaststoffe statt Zucker, Gluten, tierische Eiweiße zu sich nehmen

Dürfen schwangere Frauen fasten?

In der Schwangerschaft ist Fasten keine gute Idee, auch nicht während der Stillzeit. Der Körper der Frau benötigt in dieser Phase mehr Nährstoffe und Vitamine sowie Kalorien für sich selbst und das heranwachsende Baby. In der Stillzeit hat die Nahrung der Mutter Einfluss auf die Qualität der Muttermilch.

Daher sind zum Beispiel auch im Ramadan schwangere Frauen nicht zum Fasten aufgerufen. Natürlich könnt ihr aber Süßigkeiten oder Fleisch fasten. Denn gesunde Ernährung ist so oder so wichtig – während der Schwangerschaft und auch in jeder anderen Lebensphase!

Wie faste ich richtig? Der Podcast „Frau & gesund“ hat gute Tipps für euch. Hier anhören.

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