Gibt es die ewige Liebe?

von Julia Peppler
Foto: ©unsplash/Wolfgang Hasselmann

Alle elf Minuten verliebt sich ein Single über… Wir kennen den berühmten Slogan aus der Werbung. Damit verbunden ist die Hoffnung auf die große Liebe und vielleicht sogar eine Langzeitbeziehung. Millionen Menschen vertrauen deshalb auf die Algorithmen der Dating-Plattformen.

Doch lassen mathematische Formeln wirklich bessere Beziehungen entstehen? Führen Algorithmen dazu, dass Paare zusammen glücklicher werden? Oder bestätigen sie nur, was Oma schon wusste: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ bzw. „Gegensätze ziehen sich an.“

Langzeitbeziehung, ewige Liebe – kann es das geben?

Kurzgesagt: Ja! Doch ob Beziehungen lange halten oder nicht, hat meistens weniger mit äußeren Einflüssen zu tun als mit Dingen, die wir selbst in der Hand haben. Es gibt viele Theorien, Tipps und einiges an Forschung zum Thema Liebe, Beziehungen und glückliche Ehe. Worin sich alle sicher sind, ist der Schlüssel zu einer guten Beziehung: Kommunikation.

Wer hat die größte Chance auf ewige Liebe?

Genau das versuchen Dating-Plattformen zu berechnen. Singles beantworten dazu einen umfangreichen Fragenkatalog. Ein Algorithmus ermittelt dann, wer aufgrund seiner Interessen, Wünsche und Vorlieben richtig gut zusammenpasst und eine harmonische Beziehung führen könnte.

Langzeitbeziehung, ewige Liebe – kann es das geben?

©unsplash/Micheile Henderson

Der Clou: Die Ähnlichkeit zum*zur Wunschpartner*in sollte nicht 100 Prozent betragen.

Wahrscheinlich wäre eine „Gleich-und-Gleich-Beziehung“ ziemlich öde. Eine Übereinstimmung von 0 Prozent („Gegensätze ziehen sich an“) wäre dagegen auf Dauer sehr anstrengend. Eine Übereinstimmung von 80 Prozent ist ideal: Sie bietet Freiraum für Individuelles, ohne dass sich ein Paar in ständigen Konflikten aufreibt. Für eine Langzeitbeziehung braucht es aber noch viel mehr.

Die 4 Regeln für glückliche Paare

Der Paarforscher und Psychotherapeut Prof. Dr. Guy Bodenmann spricht in seinem Ratgeber „Partnerschaft stärken“ von Liebe als Etwas, das gepflegt werden und wofür man arbeiten muss. Dafür sind vier Punkte wichtig.

  1. Emotionale Nähe suchen und zulassen
    Emotionale Nähe gelingt uns nur, wenn wir miteinander offen kommunizieren und stetig das Gespräch suchen. Dabei geht es nicht nur um die Probleme, die wir miteinander haben, sondern vor allem auch um die Erfolge. Erzählt euch gegenseitig von eurem Tag, euren Gedanken und hört aufmerksam zu.
  2. Probleme gemeinsam lösen
    Es gibt keine „unwichtigen“ Probleme. Alles, was uns belastet, können wir als Problem bezeichnen. Zeigt Empathie für eure*n Partner*in. Besonders in Streitpunkten wie Haushalt, lange Arbeitszeiten oder Kindererziehung.
    Bodenmann zufolge ist es wichtig, alltägliche Probleme nicht zur Dauerbelastung werden zu lassen, sondern konstruktive Lösungen suchen. Seid geduldig miteinander und teilt eurem Gegenüber mit, was euch stört, wie ihr euch dabei fühlt und welche Veränderung ihr euch wünscht. Lest hier, wie eine gute Streitkultur euch weiterhilft.
  3. Stress auf der Arbeit lassen
    Einen gesunden Umgang mit Stress muss man zunächst für sich selbst erlernen. Wer permanent unter Strom steht, ist meistens schlechter gelaunt und leichter zu reizen. Und wer dauerhaft angespannt ist, dem fällt es schwer sich auf die Bedürfnisse eines anderen einzulassen.
    Das kann in Beziehungen schnell zu Problemen führen. Deshalb: Nicht alle Probleme mit nach Hause zu nehmen.
  4. Realistische Erwartungen stellen
    Menschen verändern sich mit den Jahren und manchmal ist dadurch der Mensch, in den wir uns verliebt haben, nicht mehr der Gleiche wie heute. Doch „entzaubert“ zu werden gehört zum natürlichen Prozess des Lebens und ist nichts Schlimmes. Schließlich verändern wir uns selbst ja auch.

Zu erwarten, dass der*die Partner*in einen ständig uneingeschränkt lieben und toll finden soll, sei realitätsfremd, schreibt Bodenmann. Wichtig sei deshalb auch, dass man ihm*ihr nicht die alleinige Schuld für Enttäuschungen, nicht erfüllte Erwartungen und Einschränkungen gibt. Tipps für eine Langzeitbeziehung könnt ihr übrigens auch in diesem MINA-Beitrag lesen.

Was ist das Geheimnis der ewigen Liebe?

Was ist das Geheimnis der ewigen Liebe?

©unsplash/Joe Yates

Das Geheimnis ewiger Liebe ist eigentlich kein Geheimnis. Und „ewige Liebe“ ist vielleicht auch etwas überromantisch. Um zumindest eine erfüllende Langzeitbeziehung – egal welcher Art – langfristig aufrecht zu erhalten, ist das wichtigste Verständnis. Doch für wen brauchen wir Verständnis?

In erster Linie für uns selbst! Und erst in zweiter Linie für unser Gegenüber. Wir sollten wissen, was wir selbst wollen. Wie viel Nähe und Distanz brauchen wir? Und auch die intime Zweisamkeit spielt eine Rolle. Wie Paare hier aufmerksam und liebevoll miteinander umgehen können, erklärt Paartherapeutin Julia Henchen im Interview.

Ist ewige Liebe trotzdem ein Wunschtraum?

In unserer schnelllebigen Zeit scheint das so zu sein. Wir streben nach Perfektion – auch in unseren Beziehungen – und akzeptieren weniger Ecken und Kanten. Ein Erfolgsfaktor für eine Langzeitbeziehung ist daher auch, wie wir mit Fehlern umgehen: Manchmal tut oder sagt unser Gegenüber etwas, was uns verletzt – das ist ganz menschlich. Und manchmal tun wir selbst etwas, was unser Gegenüber zurückweichen lässt und wir wissen nicht warum.

In solchen Momenten ist es wichtig sich zu besinnen und nicht beleidigt zu sein. Wir brauchen daher Geduld und sollten die Gefühle des anderen ernstnehmen, auch wenn wir diese nicht immer verstehen.

Gibt es eine Formel für die ewige Liebe?

Das könnte man so sagen. Neben der klassischen 80-20 Regel in puncto Übereinstimmung, gibt es für eine Langzeitbeziehung noch ein anderes mathematisches Verhältnis, nämlich 3:1. Das sogenannte Losada-Prinzip besagt, dass auf eine negative Aussage oder ein böses Wort, mindestens drei positive Aussagen folgen sollten, damit eine Beziehung langjährig glücklich verlaufen kann.

Wer kann eine Langzeitbeziehung führen?

Auf diese Frage hat die berühmte Psychologin Stefanie Stahl eine spannende Antwort. In einem Interview erklärt sie, dass ein gesundes Selbstwertgefühl, also auch die Fähigkeit, sich selbst zu lieben, entscheidend ist.

Denn wer sich selbst als unwichtig, uninteressant oder unattraktiv wahrnimmt, kann kaum glauben, dass andere einen als spannend und anziehend empfinden. Sitzt der negative Glaubenssatz tief und fest im Unterbewusstsein, kann das zu großen Verlustängsten und Eifersucht führen.

Kann man dauerhaft glücklich sein?

Ja, das kann man. Das heißt natürlich nicht, dass es neben Höhen keine Tiefen und schwierigen Phasen in einer Beziehung gibt. Doch wie Stahl sagt: „Jeder sollte sich klarmachen: Liebe ist auch eine Frage der Entscheidung.“ Wenn ihr schon lange mit eurem*eurer Partner*in zusammen seid und an eurer Beziehung zweifelt, sagt euch einfach mal einen Monat ganz bewusst „Das ist der*die Richtige! Wir zwei gehören zusammen!“

Laut Stahl machen viele dadurch die Erfahrung, dass diese Entscheidung ihre innere Einstellung verändert, sie deshalb mehr in die Beziehung investieren und man sich als Paar wieder näherkommt. Solltet ihr bei eurem*eurer Partner*in trotzdem Leidenschaft oder Zärtlichkeit vermissen, findet ihr hier noch ein paar weitere Tipps. Und denkt an das

Wichtigste: Redet miteinander – aufmerksam und liebevoll und ohne Tabus.

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