Umschalten: Frauen in Führungspositionen

von Susanne Schneider
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Die gute Nachricht zuerst: Der Anteil an Frauen – auch in hohen Führungspositionen – wächst. Bei den 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen immerhin um 4,7 Prozent in den letzten beiden Jahren. Wer etwas auf sich hält, setzt ein Female Leadership Programm auf.

Die schlechte Nachricht: Damit liegt der Frauenanteil in der obersten Führungsetage noch immer bei mageren 19 Prozent. Bei großen Familienunternehmen wie der Aldi-Gruppe (Nord & Süd), Fressnapf oder Deichmann gibt es sogar überhaupt keine Frau in der Geschäftsführung (Stand März 2024). 1

Warum sind so wenig Frauen in Führungspositionen?

Dafür gibt es unterschiedlichste Gründe. Kennt ihr zum Beispiel den „Thomas-Kreislauf“? Darunter versteht man ein Phänomen, dass Menschen unbewusst vor allem diejenigen fördern, die ihnen selbst ähnlich sind.

Frauen in Führungspositionen

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So gelangen vor allem Mitte 50-Jährige, westdeutsche Betriebswirte oder Ingenieure ins Top-Management. Der klassische Thomas eben. Oder Stefan. Oder Christian. Frauen werden für die erste Führungsebene als weniger geeignet eingestuft. Doch es gibt noch weitere Barrieren.

Warum talentierte Frauen so wenig in Führungspositionen kommen:

Auch hierzulande sind traditionelle Geschlechterrollen noch tief verwurzelt. Frauen werden oft in unterstützende Rollen gedrängt oder ermutigt, Berufe zu wählen, die als „weiblich“ gelten. Diese Stereotypen beginnen meist schon in der Kindheit und setzen sich im Berufsleben fort.

Zudem sind Frauen häufig weniger gut vernetzt. Es fehlt an fördernden Mentoren oder Mentorinnen. Bundesweit aufgestellte Netzwerke wie Team nushu oder regionale Angebote versuchen zunehmend, diese Lücke zu schließen.

Wie viele Frauen in Führungspositionen haben Kinder?

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2022 zeigt, dass rund 40 % der Frauen in Führungspositionen Kinder haben. Dennoch ist ein Kind häufig ein Karriereknick, denn Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Familien- und Hausarbeit. So verändern sich nach der Geburt häufig Lebens- und berufliche Ziele.

Wenn du nach deiner Elternzeit eine Führungsrolle übernehmen möchtest, solltest du diese Tipps für den Bewerbungsprozess berücksichtigen:

  1. Überlege schon im Lebenslauf, ob du deinen Familienstand offen angeben möchtest oder nicht. Rechtlich besteht keine Verpflichtung dazu. Beziehungsstatus oder Kinder sind schließlich nicht relevant für deine Eignung als Führungskraft. Allerdings kann es ein Vorteil sein, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen und mit Ehrlichkeit zu punkten.
  2. Punkte im Bewerbungsgespräch mit Softskills, die du als Mutter mitbringst, wie: Organisationstalent, Kommunikationsfähigkeit, Geduld, Flexibilität.
  3. Betone, welche Herausforderungen du im Laufe deines Berufslebens schon gemeistert hast – und wie deine Ausbildung und deine Softskills dir dabei geholfen haben.
  4. Sei schon im Vorfeld mit Dir im Reinen, wie du in deiner Doppelrolle organisiert bist. Letztendlich ist es für alle Beteiligten wichtig einen Plan zu haben, wenn a) das Kind krank ist oder die KiTa streikt oder b) Überstunden bzw. Dienstreisen notwendig sind.

Fakt ist jedoch auch: Nicht für alle Frauen ist ein Leben mit Kindern erstrebenswert. Einen Blog-Beitrag zum Thema könnt Ihr hier lesen. Und häufig stoßen auch diese Frauen gegen die „gläserne Decke“ in ihren Unternehmen.

Warum sollten mehr Frauen in Führungspositionen tätig sein?

Abgesehen von der Tatsache, dass es eine Frage der Gerechtigkeit ist, wenn nicht nur Männer „Machtpositionen“ bekleiden, bringen Frauen häufig andere Führungsqualitäten mit als ihre männlichen Kollegen. „Female Leadership“ ist deshalb ein Thema, das in der Arbeitswelt zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt.

Als typisch männlich in der Führung gelten Willensstärke, Analysefähigkeit, Rationalität oder Autorität. Frauen in der Führung werden mit Empathie, Diplomatie, Kommunikationsfähigkeit oder Kooperation in Verbindung gebracht. Ob das in der modernen Arbeitswelt tatsächlich so ist, ist sicher individuell verschieden.

Geschlechter-Diversität sorgt für Erfolg

Grundsätzlich sind diverse Führungsteams ein Erfolgskonzept. Die Menschen bringen unterschiedliche Perspektiven ein, was zu innovativeren Lösungen und besseren Entscheidungen führt. Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit einer höheren Geschlechtervielfalt in Führungspositionen tendenziell besser abschneiden.

Doch Achtung: Durch die Zuordnung von bestimmten Werten zu einem Geschlecht reproduzieren wir immer weiter männliche und weibliche Stereotypen.

Brauchen wir mehr Female Leadership?

Die Frage ist nicht unbedingt „Wie schaffen wir eine Unternehmenskultur mit weniger Male Leadership und mehr Female Leadership?“

Die Frage, der wir uns stellen müssen, lautet: „Wie etablieren wir einen guten Führungsstil mit sozialen Werten, der nicht nur auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, sondern zum Beispiel auch die Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick behält – ganz unabhängig davon, ob Männer, Frauen oder diversen Menschen nach diesen Werten handeln?

Frauen sind Frauen – mit hormonellen Schwankungen im Arbeitsalltag umgehen

Bei aller Gleichstellung haben Frauen andere biologische Voraussetzungen als Männer. Hormonell gibt es im weiblichen Körper im Monatsverlauf deutlich mehr Schwankungen als bei den männlichen Artgenossen. Der monatliche Zyklus kann deshalb anstrengend sein – aber auch beflügeln!

Wie du deinen Alltag rund um deinen Zyklus organisieren kannst, haben wir in diesem Blog-Beitrag beschrieben, denn es gibt durchaus Phasen, in denen dich deine Hormone richtig voranbringen aber auch Zeiten, in denen du dir nach Möglichkeit mehr Ruhe gönnen solltest. Mehr medizinische Informationen und weitere Tipps zum Thema Zyklus findest Du auch hier.

Fazit:

Der Arbeitsmarkt wandelt sich. Durch den zunehmenden Mangel an Fach- und Führungskräften sind Unternehmen gezwungen, neue Beschäftigungsmuster anzubieten. Das Umdenken geschieht langsam – aber es bewegt sich etwas. Warum nicht eine Führungsposition in Teilzeit?

Das Gute: Je mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, desto gerechter wird es zukünftig in puncto Nachwuchsentwicklung zugehen. Denn Führen bedeutet im Grunde nur eines: Menschen zu einem Ziel zu bringen. Wer für eine Führungsrolle am besten geeignet ist, ist deshalb nicht abhängig vom Geschlecht, sondern von individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten.

Quelle:

1www.allbright-stiftung.de

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