Boss Bitch – ein neues Frauenbild!?

von Julia Peppler
Foto: ©unsplash.com/Dane Deaner

Madonna gilt schon immer als taffe Geschäftsfrau, die alles unter Kontrolle hält. Beyonce weiß ebenfalls, wie der Hase läuft. Nicki Minaj ist knallhart und macht keinen Hehl darum. Sie alle haben einiges gemeinsam. Sie sind nicht nur weiblich und schön oder Sängerinnen:

Wie so viele Ikonen der heutigen Zeit leben sie für ihr Image, stehen für weibliches Empowerment. Sie bezeichnen sich als Feministinnen. Sie polarisieren. Bitch zu sein als ein Privileg.

„Sie nennen mich nur Boss-Bitch,

geh‘ nicht shoppen, kauf‘ den Laden.

Zahle Cash, making money not friends (Ah, ah)”

(aus „BOSS BITCH“ von Katja Krasavice)

Was sind Boss-Bitches?

Frauen, die an der Spitze stehen. Frauen in Führungspositionen. Frauen, hinter denen ein Business steht.

Selbsternannte „Boss-Bitches“, dominieren nicht nur Popkultur und soziale Medien – sie stehen inzwischen für ein ganz eigenes Ideal. Man spricht über sie. Blickt zu ihnen auf. Sie sind erfolgreich, leben das Leben in vollen Zügen. Anerkennung und Neid scheinen ihr Bonus-Lohn zu sein.

Nein, sie entschuldigen sich nicht dafür, wie sie sind. Aus Prinzip nicht. Stattdessen gehen sie selbstbewusst und erhobenen Hauptes. Geben stets das Wort an – sowohl im Geschäftssinn als auch im Privatleben. Wer nicht mithält, stinkt neben ihnen ab.

Boss-Bitches stehen ihren „Mann“

Das ist das Bild, in dem sie gerne gesehen werden wollen. Ein Selbstverständnis, dass sie über jegliche Selbstzweifel erhaben sind. Und scheinbar auch über die Gender-pay-gap. Denn ihre Unabhängigkeit bezieht sich nicht nur aufs Finanzielle. Voller Perfektionismus und Selbstvertrauen weigern sich Boss-Bitches, den traditionellen gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen zu entsprechen.

“I’m a bitch and a boss,

I’ma shine like gloss”

(aus “Boss Bitch” von Doja Cat)

„Girl boss“ und Boss-Bitch: Ein neues Frauenbild

Während in der schillernden Musikwelt Gesang, Auftritt und Aussehen wichtig sind, nicht selten skandalbehangen, revolutionieren in der Arbeitswelt eher Geschäftsfrauen und Unternehmerinnen den neuen Feminismus, die besonders gebildet, mutig und organisiert sind.

Die Karriereleiter als Selbstausdruck

Der Rock zu kurz, die Lippen zu rot, die Hüften zu schwungvoll? Egal! Sexy oder nicht: Boss-Bitches bestimmen selbst, wie sie sich zeigen. Sie lassen sich nichts vorschreiben, weder wie sie auszusehen haben, noch wer sie sind.

Denn so manche Frauen laufen auch im Hosenanzug Männern den Rang ab. Vielleicht tragen sie dabei auch nur ein leichtes Tages-Make-up anstelle einer bühnenfähigen Tapete auf der Haut. Vielleicht sind ihre Haare kurzgeschnitten oder streng nach hinten gekämmt, anstelle einer aufwendigen Wallemähne, die in der Windmaschine weht. Es ist egal. Von Bewertungen durch andere (insbesondere von Männern) wollen sie sich lösen.

Schönheit und Emanzipation schließen sich nicht aus. Oder werden Frauen, die sich sexy geben, sofort abgewertet?

Führungskompetenz, Managementfähigkeit & das richtige Mindset ergeben ein starkes, positives Selbstbild.

Früher Emanze, heute Boss-Bitch?

Liest man das Wort Emanze, kommen zumindest mir sofort zwei Namen in den Kopf: Alice Schwarzer und Verona Pooth. Schwarzer als DIE Emanze schlechthin, Verona eher als das Gegenteil.

Alice Schwarzer ist Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma und eine der bekanntesten Feministin Deutschlands. Sie ist eine starke Frau! Verona Pooth wurde hingegen erst durch ihre kurze Skandal-Ehe mit Dieter Bohlen so richtig bekannt – und dominierte in den Neunzigern auch eher als „Blödchen“ der Nation. Doch ist sie als Unternehmerin alles andere als naiv. Denn die Ikone ist aus Popkultur und Mode nicht wegzudenken. Auch sie ist eine starke Frau!

Die Evolution der Boss-Bitch

Ja, Boss-Bitches sind laut und schrill, sie fallen auf. Nicht nur positiv. Manch einer mag denken, man müsse wirklich Boss und Bitch heraushängen lassen, um voranzukommen. Dabei stehen diese Frauen vielmehr für ein neues starkes und feministisches Schönheitsideal: Sie gehen ihren Weg, können sich behaupten und stehen für ihre Werte.

Hingabe und Nächstenliebe, Fürsorge und offen gezeigte Gefühle sind für sie genauso selbstverständlich. Auch diese Werte machen sie erfolgreich.

Nicht selten leiten sie an, geben Rat, sind stark im Mentoring und Coaching.

Bin ich eine Boss-Bitch?

Ich finde, solange wir uns in unserer Haut wohlfühlen, sind Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sehr, sehr machtvoll! Und der ewige Perfektionismus lässt manchmal einfach nur stumpf wirken. Nach außen gezeigte, kleine Schwächen machen sympathisch und authentisch. Menschlich. Fraulich. Und Frau sein heißt frei sein.

Sicherlich haben auch Boss-Bitches Phasen, wo sie sich in Frage stellen. Vielleicht sind auch sie manchmal verunsichert und es fällt ihnen schwer, sich zu akzeptieren. Das kennt doch jede von uns, ob Boss-Bitch oder nicht.

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Und manchmal muss man einfach mal raus aus den Heels und rein in die Leggings und Omas Wollsocken. Schließlich sind Anerkennung und Ruhm auch vom Sofa aus sehr bekömmlich. Da freut sich zudem die Work-Life-Balance.

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